Gemeinsame Abstützausbildung mit der Berufsfeuerwehr

Die Bilder des Sprengstoffanschlages in Oslo vor wenigen Wochen sind noch präsent - wenn nach Bränden oder Explosionen Gebäude in ihrer Standfestigkeit bedroht sind, besteht für Hilfsorganisationen die Herausforderung, die Rettungsmaßnahmen von verschütteten Personen ohne Gefährdung der Einsatzkräfte fortführen zu können. Aus diesem Grund haben die Berufsfeuerwehr und das Technische Hilfswerk (THW) Karlsruhe am Samstag, dem 27.8.11, ihr Wissen und Material zusammengelegt und gemeinsam das Absichern von Gebäuden geübt.

Noch bevor die Bagger anrücken und das zum Abriss freigegebene Gebäude an der Haid-und-Neu Straße in der Nähe des Technologieparks beseitigen, bietet dieses zum letzten Mal ein geeignetes Übungsobjekt für Feuerwehr und THW. Beide Hilfsorganisationen haben mit zahlreichen Einsatzfahrzeugen und einem Abrollcontainer viel Material und Werkzeug mitgebracht, welches einen Heimwerker neidisch werden lässt: Motorsägen, Bohrmaschinen, hydraulische Spreizwerkzeuge und ein Kernbohrgerät. Und gleich einen ganzen Tieflader voll vorgefertigter Holzelemente. „Mit diesem modularen Abstützsystem lassen sich Gebäude von bis zu 15 Metern Höhe sichern“, erklärt Steffen Prestenbach vom THW Karlsruhe, der mit den Kollegen von der Karlsruher Berufsfeuerwehr, Karl-Heinz Schildhorn und Matthias Winzinger, die gemeinsame Übung vorbereit hat. Ziel dieser ist es, die Zusammenarbeit zwischen Feuerwehr und THW zu fördern - deshalb wird in gemischten Trupps gearbeitet: Gemeinsam wird gebohrt, gesägt, Metallstreben in das Übungsobjekt eingebracht und die schwere Holzkonstruktion, welche auf Basis von Spendenmitteln beschafft wurde, an der Gebäudewand verschraubt. Mit dem Fortschritt der dreistündigen Übung verlaufen die Arbeiten zügig. „Mir hat die Übung gut gefallen“, so Karl Heinz Schildhorn von der Feuerwehr, „im Ernstfall sehe ich gute Chancen, dass durch die Zusammenarbeit der Mannschaften der Einsatzerfolg schneller erzielt wird.“

Während die Feuerwehr für die Gefahrenabwehr zuständig ist und als erstes an der Einsatzstelle eintrifft, kann das THW als Dienstleister für die in der Gefahrenabwehr tätigen Organisationen Material und Mitarbeiter mit Spezialwissen zur Verfügung stellen. „Hierzu gehören z. B. Fachberater, welche bereits berufliche Erfahrungen aus dem Bauwesen mitbringen und die Standsicherheit von Gebäuden bewerten können“, erklärt Marcus Weckenmann, der die Übung mitgeplant hat. Erst letzte Woche wurde beim Brand einer Lagerhalle in Bruchsal ein solcher Baufachberater angefordert, welcher die Halle mit einem vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) weiterentwickelten laserbasiertem System permanent auf die kleinsten Bewegungen hin überwachen ließ, um die Aufräumarbeiten zu ermöglichen.

Neben Holzkonstruktionen werden im THW auch Modulgerüste vorgehalten, mit denen sich Laufstege, Überbrückungen und Abstützungen realisieren lassen. „Beide Systeme ergänzen sich prima“, so Jakobus von Geymüller, der mit seinen THW-Kollegen an einigen Abenden das Abstützsystem Holz (ASH) vorbereitet hat.

Beim abschließenden Grillen auf der Hauptfeuerwache besprachen die rund 30 Einsatzkräfte den erfolgreichen Übungsablauf.

Mit Ausnahme der Berufsfeuerwehr sind die in der Gefahrenabwehr tätigen Hilfsorganisationen auf ehrenamtliche Mitarbeiter angewiesen und freuen sich stets über neue Helfer. Mitmachen bei Feuerwehr und THW kann man ab zehn Jahren.