Berge aus Bauschutt auf dem Gelände der Recycling-Anlage der Firma Joos stellen dort eine ideale Übungskulisse für die Einsatzkräfte dar - hier gilt es, verschüttete Personen zu lokalisieren und aus ihrer misslichen Lage zu befreien. Gleich an mehreren Einsatzstellen mussten dazu Personal, Suchhunde und technisches Gerät so koordiniert werden, dass die vorhandenen Ressourcen möglichst effizient eingesetzt werden. Denn im Ernstfall spiel die Zeit gegen die Retter: Statistisch gesehen liegt die Chance, Menschen aus Trümmern lebend zu befreien, nach fünf Tagen nur noch bei einem Prozent. Schon die Suche nach Verschütteten gestaltet sich anspruchsvoll und läuft in der Regel zweistufig. Mit der sogenannten biologischen Ortung kommen Suchhunde zum Einsatz. So der Suchhund Rocco vom Malteser Hilfsdienst Karlsruhe. Er muss genau unterscheiden können, ob der Verschüttete lebt oder tot ist - Leichen soll der Hund nicht anzeigen, damit die Rettungskräfte sich auf die Suche nach Lebenden konzentrieren können und keine Zeit verschwenden. Ist der Hund fündig geworden, gilt es, die genaue Position des Verschütteten ausfindig zu machen. Hierzu stehen verschiedene technische Geräte, wie Endoskopkameras oder hochempfindliche Mikrofone zur Verfügung. Auch die Lokalisierung von Mobiltelefonen ist eine Option. Zur anschließenden Befreiung ist dann Handarbeit gefragt. Um Trümmerstrukturen nicht zu schwächen und Verschüttete dadurch nicht zusätzlich zu gefährden, ist der Einsatz von Baumaschinen tabu. Stattdessen werden mit hydraulischen Rettungswerkzeugen, Plasmaschneidern oder druckluftbetriebenen Geräten Trümmer beseitigt oder über Kriechgänge durch die Trümmer angelegt, die oft mehrere Meter lang und nur 60 cm breit sind.
Mehr als drei Tage ihrer Freizeit haben Tim Seibold und Steffen Prestenbach vom THW Karlsruhe in die Vorbereitung der Übung investiert, um diese so realistisch wie möglich und anspruchsvoll zu gestalten. Neben der Festigung der Zusammenarbeit mit anderen Hilfsorganisationen war es das Ziel, unter erschwerten Bedingungen realitätsnah technisches Gerät, wie Betonkettensäge, Pressluftwerkzeuge und Beleuchtungsmaterial einzusetzen.
Der Oberrheingraben ist zusammen mit der Schwäbischen Alb das erdbebengefährdetste Gebiet in Deutschland. Erst vor einem Monat bebte in Karlsruhe die Erde - wenn auch kaum spürbar. Historisch nehmen die Lage der Zentren und auch ihre Intensität dabei nach Süden hin zu. So wurde im Jahre 1356 Basel von einem starken Erdbeben praktisch vollkommen zerstört.