Aleppo, Syrien (Public-Domain-Bild: Voice of America)

Flüchtlingsbehausung in Somalia (Eindruck von einem THW-Auslandseinsatz)

In eigener Sache (oder warum wir einige Berichte zukünftig nicht mehr in „sozialen“ Netzwerken veröffentlichen werden)

Bislang waren an den bundesweit rund 160 Einsätzen des THW zur Flüchtlingshilfe mehr als 5 500 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer beteiligt. In den Flüchtlingsunterkünften übernimmt das THW vor allem den Aufbau der Infrastruktur, was zu unseren Kernkompetenzen zählt. Zudem bringen THW-Angehörige ihre Expertise in den Planungsstäben mehrerer Länder ein.

„Ein Ende der aktuellen Situation ist derzeit nicht absehbar. Die Unterstützung des THW wird daher auch in den kommenden Monaten erforderlich sein. Wir haben als Gesellschaft die Pflicht, diejenigen, die in ihrer Not zu uns kommen, menschenwürdig unterzubringen. Mit unserer Arbeit an und in den Notunterkünften in Deutschland zeigen wir, dass das THW stets bereit ist, Menschen in Notlagen zu helfen“, erklärt THW-Präsident Albrecht Broemme.

In den vergangenen Wochen waren auch wir vom THW Karlsruhe im Einsatz, um Menschen, die aus Kriegsgebieten geflohen sind und ihr gewohntes Umfeld verlassen haben, zu helfen. Im THW Karlsruhe sind wir eine eingeschworene Gemeinschaft von Menschen, wie sie unterschiedlicher kaum sein kann: Vom Schüler in der <link http: www.thw-jugend.de external-link-new-window external link in new>THW-Jugend über den Handwerker bis zum Professor engagieren sich hier Menschen, die im gewöhnlichen Leben wohl nie in dieser Form zusammen kämen und dennoch auf gleicher Wellenlänge liegen. Unsere Hilfsorganisation verbindet uns. In sozialen Netzen und auf unserer Homepage haben wir bislang immer gerne über das, was wir in unserer Freizeit ehrenamtlich, d. h. unbezahlt, leisten, berichtet: über Technik, Aktionen, Ausbildung und Einsätze. Auch über solche im Ausland. So waren wir bereits jeweils mehrere Wochen zum Beispiel im Nordirak tätig, haben dort Flüchtlingsunterkünfte gebaut, in Polen Hochwasser beseitigt, bei der Versorgung von Ebola-Patienten in Afrika technische Unterstützung geleistet, für sauberes Trinkwasser im Bürgerkriegsgebiet in Somalia gesorgt, den Völkermord in Ruanda miterlebt und auch in Afghanistan im Rahmen der Erdbebenhilfe unfassbares Elend gesehen. Wir sind dabei Menschen begegnet, die alles verloren haben; die nicht wussten, wovon sie ihre Kinder am nächsten Tag ernähren können. Dennoch ist uns die Gastfreundschaft dieser Menschen, die ihre einzige Ziege als Dankeschön für unseren Einsatz geschlachtet haben und ihre Zuversicht, dass das Leben weitergeht, in guter Erinnerung geblieben. Diese Erlebnisse prägen und ändern die Einstellung derer, die sich selber vor Ort sich ein Bild machen konnten, grundlegend: War man wochenlang im Einsatz in Armuts- und Krisengebieten, bei denen der Durchschnittslohn teilweise unter einem Dollar pro Tag liegt, fällt es nach der Rückkehr nach Deutschland schwer, sich hier wieder an den Alltag zu gewöhnen. Im absoluten Kontrast zum noch wenige Tage zuvor Erlebten wird man im heimatlichen „Unterhaltungsprogramm“ mit erwachsenen Menschen konfrontiert, die im Zeichen des absoluten Wohlstandes sich mit Torten bewerfen. Daran kann man sich nicht gewöhnen. Auch nicht nach vielen Jahren. Auch nicht nach vielen Jahren. Und schon gar nicht an die Feindseligkeit, die derzeit auch oben erwähnten Menschen entgegengebracht wird.

Deshalb nun zum eigentlichen Thema: Die Debatte um Flüchtlinge vergiftet derzeit das Klima in Deutschland; Bilder brennender Flüchtlingsheime sind längst zur Versinnbildlichung der inneren Verödung einiger Landsleute geworden. Dies ist, so Angela Merkel​, "unseres Landes nicht würdig". Inzwischen ist die Tätigkeit von Einsatzorganisationen beim Aufbau von Flüchtlingsunterkünften sogar mit der Gefahr verbunden, selbst als ehrenamtlicher Helfer bislang nie dagewesenen Anfeindungen gegenüber ausgesetzt zu sein. Persönliche Angriffe von Kommentatoren in „sozialen“ Netzwerken gegenüber Einsatzorganisationen sind inzwischen an der Tagesordnung. Kurzum: Wir müssen uns inzwischen rechtfertigen, dass wir helfen. Nur weil fremdenfeindliche Kommentare sogar unter Verwendung von Realnamen derzeit anscheinend geäußert werden dürfen, ohne sich dabei zu schämen. Dabei ist es für uns selbstverständlich, sogar dem Fremdenhasser in seiner Not beiseite zu stehen.

Aber ganz ehrlich: Auf einen respektlosen Umgang gegenüber anderen und uns haben wir keine Lust. Um uns ähnliche Anfeindungen, wie sie beispielsweise auch die Freiwillige Feuerwehr Neumünster anlässlich ihrer Hilfeleistung erfahren hat und die zu einer <link https: www.facebook.com external-link-new-window external link in new>Stellungnahme des dortigen Kollegen führten, nicht antun zu müssen, haben wir uns entschieden, zukünftig nur noch auf unserer Homepage über entsprechende Hilfeleistungen berichten.

Sicherlich: In unserem Land ist nicht alles zum Guten bestellt. Wem die Rente nicht reicht oder wer für Essen und Miete kaum genug verdient und Angst hat, Hartz IV zu empfangen, fühlt sich aus der Gesellschaft ausgeschlossen - der läuft Gefahr, gegen die vermeintliche Bevorzugung von Menschen zu revoltieren oder mit dem rechten Spektrum zu sympathisieren. Solche Menschen dürfen aber mit ihren Sorgen nicht allein gelassen werden, noch dürfen Ängste aufgrund von Einzelfällen pauschalisiert werden. Und schon gar nicht ist persönliche Unzufriedenheit ein Grund, seinen Frust an Angehörigen von Einsatzorganisationen verbal oder körperlich auszulassen.

Nur in einer solchen derzeit beschämenden Atmosphäre ist es möglich, dass selbst ein gestandener Medienprofi wie <link https: www.youtube.com external-link-new-window external link in new>Claus Kleber zu Tränen gerührt ist, wenn sich ein Busfahrer in Erlangen gegenüber 15 zusteigenden Syrern einfach bloß menschlich zeigt, indem er diese über das Bordmikrofon mit folgenden Worten begrüßte:

"Ich habe eine wichtige Nachricht für alle Menschen aus der ganzen Welt in diesem Bus. Willkommen. Willkommen in Deutschland. Willkommen in meinem Land. Haben Sie einen schönen Tag."

Darauf aufsetzend und auf die zuvor erwähnte uns im Ausland entgegengebrachte Gastfreundschaft zurückkommen wollend können wir uns dem gerne anschließen.

Der 19. August ist der Welttag der humanitären Hilfe. Nicht nur heute heißen wir jeden im THW Karlsruhe willkommen, der sich bei uns oder <link http: helfenkannjeder.de external-link-new-window external link in new>einer anderen Hilfsorganisation für andere engagieren möchte. Unabhängig der Herkunft.