Führungskräftetreffen der Karlsruher Feuerwehren

"Wir brauchen alle, insbesondere die Freiwilligen Feuerwehren und das Technische Hilfswerk", so Dr. Roland Goertz, Leiter der Karlsruher Berufsfeuerwehr auf dem Seminar der Führungskräfte der Karlsruher Feuerwehren, welches vom 23. bis 24.05.08 im Tagungszentrum Hohenwart bei Pforzheim statt fand. Erstmals mit dabei waren auch Vertreter des THW Karlsruhe.

„Wir können und wollen nicht die Schnelligkeit einer Feuerwehr haben, unsere Stärken liegen vielmehr in der Langatmigkeit gerade bei Großschadensereignissen, bei denen wir je nach Bedarf auch auf überregionale Einsatzkräfte und Spezial-Gerät zugreifen können“, so Martin Morlock, Leiter des Karlsruher THW, der im Rahmen der Vortragsreihe das Einsatzspektrum des Technischen Hilfswerkes vorstellte. Dr. Goertz freut sich auf die zukünftige Zusammenarbeit mit dem THW: „Durch die wertvollen Ergänzungsmöglichkeiten kann für alle ein Mehrwert geschaffen werden und es ist wichtig, gemeinsame Einsatzerfahrungen zu sammeln“, so Dr. Roland Goertz, der von dem Fachgruppenkonzept des THW begeistert ist und bereits zu seiner Zeit als Leiter der Erfurter Feuerwehr nur gute Erfahrungen mit den Blauen gesammelt hat. Das jahrelange Nebeneinander in Karlsruhe soll nun der Vergangenheit angehören: Demnächst soll in einer gemeinsamen Übung mit Feuerwehr und THW die Möglichkeit der Löschwasserversorgung mit Unterstützung der neuen 5000-Liter-Pumpe des Karlsruher THW geprobt werden. „Wir üben so lange, bis es klappt“, so Dr. Goertz.

Zahlreiche Vorträge im Rahmen der Tagung waren auch für die THW’ler interessant: Dr. Goertz berichtete über Schadensereignissen in Tunneln. „Zwar ist das Risiko eines Verkehrsunfalls in einem Tunnel sehr viel geringer als auf einer gewöhnlichen Straße, jedoch das Schadensausmaß im Tunnel sehr viel höher“. Der Ratschlag des Leiters der Karlsruher Branddirektion: „Bei Unfällen im Tunneln mit Brand sollte man unverzüglich sein Auto verlassen und sich in Sicherheit bringen. Aufgrund der rasanten Ausbreitung von lebensgefährlichen Rauchgasen in Tunnelsystemen zählt hierbei jede Sekunde. Viele Menschen hätten bei sofortiger Flucht bei Bränden im Tunnel überleben können.“

Dirk Bertram, zuständig für Funk bei der Karlsruher Berufsfeuerwehr, berichtete anschließend über die Einführung des kommenden Digitalfunks. So sei geplant, die Karlsruher Feuerwehren in zwei Jahren komplett auf das neue digitale System umzustellen, welches das hoffnungslos veraltete analoge Funksystem ablösen und damit den europäischen Standard „Tetrapol“ einführen wird.

Über die Ermittlung von Brandursachen referierte Christian Coqui vom Landeskriminalamt (LKA) Baden-Württemberg. Für die Ursachenermittlung scheuen die Experten des LKA keine Kosten und Mühen. Dies geht zum Teil so weit, meterweise verschmorte Elektroleitungen im Brandschutt unter dem Mikroskop zu untersuchen, um so Erkenntnisse auf den Entstehungsort des Brandes gewinnen zu können. „Es ist für uns essenziell, festzustellen, ob die Schadensursache technisch bedingt oder durch Brandstiftung hervorgerufen wurde“.
Der Experte wünscht sich, dass Lösch- und Rettungsarbeiten unverzüglich begonnen werden, aber der Brandort nicht unnötig verändert wird. „Eine vorzeitige Beseitigung von Brandschutt oder das Verstellen verbrannter Gegenstände vernichtet wertvolle Spuren und erschwert dadurch die Ursachenermittlung“, so Coqai. Den Experten des LKA stehen physikalische und chemische Analysemöglichkeiten zur Verfügung, die so empfindlich sind, dass der Nachweis eines Stück Würfelzuckers im Bodenseewasser möglich ist. Und selbst geringste Spuren von Brandbeschleunigern lassen sich auf seine Zusammensetzung untersuchen: „Ob der Brandstifter Super- oder Normalbenzin verwendet hat, können wir feststellen“, erklärt Coqui.

Dass von freistehenden Einkaufsmärkten neueren Baujahres der bekannten Discounter-Ketten im Brandfall eine erhebliches Risikopotenzial ausgeht, erfuhren die ca. 50 anwesenden Führungskräfte der Tagung im anschließenden Vortrag: Beim Bau der innerhalb weniger Wochen errichtbaren Supermärkte kommen oft kostengünstige Nagelplattenbinder zur Verbindung der Holzelemente der Dachkonstruktion zum Einsatz. Diese halten jedoch einem Brand nur kurze Zeit stand, so dass in der Vergangenheit bereits schon nach ca. einer viertel Stunden nach Brandausbruch das gesamte Dach einstürzte.
Rettungskräfte sollten sich daher dieser Gefahr bewusst sein und das Betreten brennender Objekte vermeiden, zumal die Discounter davon ausgehen, dass das Warensortiment nach einem Brand unbrauchbar ist und entsorgt wird.

Andreas Hofhansl stellte anschließend die neue Brandübungsanlage der Karlsruher Feuerwehr vor. „Im Gegensatz zu den sonst üblichen gasbetriebenen Simulationsanlagen können wir in unserer Anlage Feststoffe verbrennen, um somit ein realistischeres Übungsszenario zu erreichen“, so Hofhansl, der als Berufsfeuerwehrmann sich in seiner Freizeit bei einer Freiwilligen Feuerwehr engagiert. Die gewonnen Erfahrungen sind für die rund 150 Teilnehmer, die in der Anlage bereits geübt haben, für ihre Sicherheit elementar.

Das Seminar der Führungskräfte der Karlsruher Feuerwehr soll auch im nächsten Jahr wieder mit interessanten Vorträgen stattfinden.