„Spontan fällt mir eine Fahrt mit dem IKW ein. Martin, ehrenamtlicher Ortsbeauftragter des THW Karlsruhe und wie ich seit Urzeiten beim THW dabei, sind auf der A5 Richtung Freiburg bei schneeglatter Fahrbahn an einem liegengebliebenen Tanklastzug stehengeblieben und haben unsere Hilfe angeboten. Gesagt, getan: mit der Abschleppstange haben wir den Sattelzug mit Auflieger freigeschleppt. Schließlich hat der IKW eine Anhängerkupplung, wie sie die auch an den fettesten Lkw zu finden ist und es hat den Anschein, als wolle der IKW damit die Stärke offenbaren, es auch mit Größerem aufnehmen zu können. Ein Kollege der Autobahnpolizei schüttelte nur ungläubig den Kopf, als er das IKW-Typenschild bemerkte, aus dem sich die PS-Stärke (70 PS) ableiten ließ, nachdem er, Martin und ich dem Tanklaster hinterherblickten, der seine Fahrt nun alleine dank IKW (und zwei übermotivierter Helfer) fortsetzen konnte.
Zur Not konnte man den IKW auch mit einem Nagel starten (zu meiner Entschuldigung: der IKW-Fahrzeug-Schlüssel war öfters nicht auffindbar und ein anderes Fahrzeug war für mich damals tabu). Seit 1986 bin ich nun im THW (dort in einer noch nicht vorhandenen Jugendgruppe) und habe die IKWs noch aus der Zeit kennengelernt, als es Instandsetzungszüge, Rundum-Sorglos-Zentralwerkstätten und Rundum-Sorglos-Dienste gab. Als Begriffe, wie Sicherheitsbelehrung oder Arbeitsschutz und Einsätze Fremdworte waren. Als man einfach „machte“ und nicht fragte. Die IKWs waren auf jeder Seite ihrer Ladefläche mit großen Alu-Kisten bepackt (es gab eine Abwasser-/Öl-, Wasser- und Elektro-Fraktion und dazu jeweils einen IKW) und stapelten sich auf drei Reihen. Neun Kisten auf jeder Seite müssten es in Summe pro Fahrzeug gewesen sein. Das benötigte Material war grundsätzlich in der untersten Kiste ganz vorne auf der Ladefläche, motivationsmäßig eigentlich unerreichbar, da gefühlt tonnenschwer. Erinnert sich jemand noch an die Indux-Pumpe zum Umfüllen von Gefahrstoffen, die eigentlich nie zum Einsatz kam (wenn es damals überhaupt Einsätze gab)? Dennoch habe ich in Erinnerung, dass ständig Kisten auf- und abgeladen wurden. Diese Zeiten sind vorbei. Zum Glück!
Was gefällt mir am IKW? Funtionell gesehen gar nichts. Er ist ein Sinnbild der Unbeweglichkeit auch im Hinblick auf alte THW-Zeiten. Und hat überdimensionale Wenderadien (hier werde ich energischen Widerspruch von Jörg ernten – dazu mehr in einem späteren Artikel). Weiterhin hat er keine Servolenkung, er ist laut, langsam (auf einer Einsatzfahrt auf der damaligen noch welligen A8 haben wir auf die Verwendung von Sirene und Blaulicht bergauf verzichtet, weil es peinlich war, selbst von 2CVs trotz krächzendem Schrei nach Wegerecht seitens des IKW überholt zu werden) und er zieht maximal eine Wurstscheibe vom Brot. Zwei, wenn man sämtliche Verbraucher (Blaulicht, Sirene) ausschaltet. Oder hilfsweise einen Sattelzug vom Randstreifen der schneeglatten A5. Er ist für mich ein Mahnmal von Knochenarbeit aus den Zeiten der Instandsetzungszüge (Stichwort Kistenschleppen).
Dennoch werde ich ihn vermissen, sollte er eines Tages nicht mehr in der Fahrzeughalle herumlungern. Denn dann würde mit ihm auch ein Anker der Erinnerung an Zeiten der Unbeschwertheit meiner (THW-)Jugend gehen. Einem THW, welches damals zwar nur eine Daseinsberechtigung als Kriegswarteverein fristete und aber doch viele schöne und abenteuerliche Zeiten der Unbeschwertheit bot. Zeiten, die in dieser Art nicht mehr kommen werden, weil man erwachsener wird, weil Arbeitsleben, Denkweise und Prioritäten sich geändert haben. Neue Menschen sind ins THW gekommen, die halb so alt wie der IKW sind und frühere THW-Kollegen sind gegangen. Nur der IKW, der die vielen Jahre immer treu und immer präsent war, hat sich nicht verändert und ist geblieben. Und dafür beneide ich und liebe ich ihn. Happy birthday, alte Dame!“
David Domjahn (Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit)