Karlsruher THW-Helfer unterstützt Aufbau von Flüchtlingslagern im Nordirak

Über 50 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht vor Kriegen, so viel wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Der massive Anstieg wurde hauptsächlich durch den Krieg in Syrien verursacht. 2,5 Millionen Menschen wurden dort durch ihn zu Flüchtlingen, über sechs Millionen zu Binnenvertriebenen. In Flüchtlingslagern brauchen sie dringend Hilfe. Diese kommt aus der ganzen Welt, auch vom THW, welches in der Region Kurdistan im Nordirak und in Jordanien den Aufbau von Camps für Flüchtlinge unterstützt. Mit dabei auch ein THW-Helfer aus Karlsruhe.

Während die meisten von uns Weihnachten und Silvester im familiären Kreis verbrachten, waren für Jakobus von Geymüller die Feiertage arbeitsreich: Der ehrenamtliche Karlsruher THW-Helfer unterstützt in der nordirakischen Stadt Erbil, welche rund 170 Kilometer von der syrischen Grenze gelegen ist, den Auf- und Ausbau von Flüchtlingslagern. Das THW-Team aus ehrenamtlichen THW-Einsatzkräften – im Berufsleben sind sie Zimmermann, Maschinenbauer, Stadtplaner, hauptamtliche THW-Geschäftsführer und Personalleiter – und lokalen Ingenieuren koordiniert vor Ort den Bau von Infrastruktur in den Camps: Straßen müssen gebaut, Trink- und Abwassersysteme mit entsprechenden Sanitäranlagen und Waschmöglichkeiten bereitgestellt werden, damit syrischen Flüchtlingen und irakischen Binnenvertriebenen eine einfache Behausung oder wenigstens ein befestigter Platz und einfachste hygienische Bedingungen bereitgestellt werden können. Ebenfalls wird derzeit eine Schule aufgebaut – ein medizinisches Erstversorgungszentrum wurde unlängst fertiggestellt und nun durch den Malteser Hilfsdienst betrieben. Zusätzlich leistet das THW logistische Unterstützung durch die Bereitstellung von Fahrzeugen, z. B. für die Wasserversorgung.
Die Flüchtlinge verteilen sich auf dutzende Camps in der irakischen Region Kurdistan. Manche Camps sind klein mit Raum für nur wenige Flüchtlingsfamilien, andere bieten Platz für 1 000 und mehr Familien.
Schwerpunkt der Tätigkeit der THWler ist die Detailplanung, Vorbereitung und Durchführung von Ausschreibungen sowie die Bauüberwachung einzelner Teilmaßnahmen. Die eigentlichen Bautätigkeiten werden dann durch irakische Unternehmen erbracht.
Der 35-jährige Architekt ist zum ersten Mal im Auftrag des THW im Ausland. Seine Eindrücke vor Ort sind nicht mit den bisher in Deutschland gemachten Erfahrungen vergleichbar: Kulturelle Unterschiede, Sprachbarrieren und die Sicherheitsvorschriften erschweren die Arbeit. Die wenigsten Bauarbeiter verstehen Englisch, so dass mit „Händen und Füßen“ kommuniziert wird, wenn kein kurdischer Kollege zur Verfügung steht. „Auch wenn wir leider nicht viel von der Gegend zu sehen bekommen, ist der Einsatz dennoch erfüllend, besonders der Aufbau einer Schule. Während wir in einem wohlhabenden Land leben, geht es den Flüchtlingen hier nicht wirklich gut. In vielen älteren Flüchtlingscamps steht nur eine sehr beschränkte Versorgung an Sanitäreinrichtungen und Wasserversorgung zur Verfügung, bei Lagern in Rohbauten stehen den Menschen oft lediglich Planen als Wände oder Dach zur Verfügung.“

Fast 10 000 Flüchtlinge sind alleine im Dezember und Januar aus Syrien in den Irak geflohen. Dazu kommen noch 2,1 Millionen Iraker, die in ihrem Land vom Islamischen Staat vertrieben wurden. Sie alle werden unter anderem in den sechs durch das THW mit errichteten Camps im Nordirak untergebracht. Menschen, die in ihrer Heimat, deren Städte bedingt durch den Bürgerkrieg teils in Schutt und Asche liegen, alles verloren haben und die nur das Nötigste mitnehmen konnten. Der Großteil von ihnen sind Frauen und Kinder.

Ob und wann sie jemals wieder in ein sicheres Land zurückkehren können und wie ihre Zukunft aussehen wird? Sie wissen es nicht.