Sebastian bei der Arbeit

Straße im Camp Arbat

Ein Teil des Flüchtlingslagers Camp Arbat

Wassermassen im Camp Qushtapa

Flüchtlingskinder im Camp Akre

Voller Einsatz gegen die Wassermassen

Aufbau von Flüchtlingscamps im Nordirak

Auf Bitten des Auswärtigen Amtes und beauftragt durch das Bundesministerium des Innern unterstützt das Technische Hilfswerk (THW) seit November 2013 die lokalen Behörden und die Vereinten Nationen (VN) in der Region Kurdistan-Irak beim Auf- und Ausbau der Infrastruktur in mehreren Camps für Flüchtlinge des syrischen Bürgerkriegs. Das THW kooperiert vor Ort unter anderem mit dem Kinderhilfswerk UNICEF und dem Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen, dem UNHCR.

Da sich die humanitäre Lage in der Region zunehmend verschlechtert, weitet das THW seinen Einsatz im Auftrag der Bundesregierung aus. Aufgabenschwerpunkt des THW in den Camps ist der Aufbau der Wasserver- und -entsorgung sowie von Sanitäreinrichtungen. Eine von acht THW-Einsatzkräften vor Ort in Erbil – rund 170 km entfernt von der syrischen Grenze gelegen – ist Sebastian, der ehrenamtlich im THW-Ortsverband Karlsruhe mitwirkt. Der 24-Jährige Physikstudent pausiert derzeit seine Masterarbeit und hilft seit fünf Wochen beim Ausbau von Flüchtlingsunterkünften. Über Skype haben wir mit ihm gesprochen.

Wie muss man sich die Situation vor Ort vorstellen, Sebastian?
Sebastian: In diesem Jahr haben wir rund zehn Flüchtlingslager in unterschiedlicher Größe betreut. In einigen sind an die 3.000 Familien untergebracht. Die Bedingungen sind sehr einfach – die Unterkünfte sind häufig aus einfachsten Materialien gefertigt, teilweise übernachten die Menschen auch nur in Zelten und dies bei Temperaturen, die im Winter häufig nur 5° Celsius betragen.


Das stemmt Ihr zu Acht alleine?
Nein, wir erhalten Unterstützung von den Camp-Bewohnern. Diese werden durch uns koordiniert und helfen uns bei der Instandhaltung der Infrastruktur der Camps. Mit der Sicherstellung der Wasserver- und -entsorgung stellen wir die Basis für hygienische Mindeststandards sicher. Auch andere Hilfsorganisationen sind vertreten, wie beispielsweise Ärzte ohne Grenzen, die Malteser International und viele ausländische Organisationen. Mit diesen stimmen wir uns regelmäßig ab, um unser Wirken effizient zu gestalten.


Hast Du Kontakt zu den Flüchtlingen vor Ort und wie erlebst Du die Situation?
Wir gehen regelmäßig durch die Camps und sprechen mit den Menschen, die uns gerne auch auf einen Tee in ihr Zelt einladen. Aus Zeitgründen müssen wir dies jedoch ablehnen, auch wenn ich gerne mehr über das Schicksal der Flüchtlinge erfahren würde. Hoffnungslosigkeit ist nicht zu verspüren – die Menschen versuchen, das Beste aus ihrer Situation zu machen.


Was hat Dich bisher am meisten bewegt?
Das sind die Kinder, die durchs Camp laufen, als hätten sie nie etwas anderes erfahren. Es gibt keine Spielplätze und kein Freizeitprogramm. Somit müssen sie sich mit dem begnügen, was vorhanden ist: Alte Reifen und Rutschbahnen an Erdhügeln. Auch sie machen das Beste aus ihrer Lage. Weiterhin hat mich die Motivation der Camp-Bewohner beeindruckt, wenn sie stundenlang durchnässt die Abwasserkanäle des Camps bei monsunartigem Regen für das ablaufende Wasser freihalten. Und: Im Nordirak allein befinden sich gerade mehr als zwei Millionen Flüchtlinge und Binnenvertriebene – weitaus mehr als in Deutschland.


Wie wurdest Du auf den Auslandseinsatz vorbereitet?
In mehrwöchigen Lehrgängen bekommt man die Grundlagen über den Einsatz vermittelt. Dazu kommen zahlreiche medizinische Untersuchungen und die notwendigen Impfungen.


Würdest Du nochmals ins Ausland fahren?
Klar. Jederzeit wieder. Die gewonnenen Eindrücke sind prägend und man bekommt einen anderen Bezug zum Leben in Deutschland. Das kompensiert die vielen kleinen Einschränkungen hier.


Vielen Dank an Dich!