Das Fest: Leider geil.

Auch in diesem Jahr verwandelte sich die Günter-Klotz-Anlage entlang der Alb in ein Festivalgelände der besonderen Art. Top-Acts, wie Deichkind und Culcha Candela, sorgten für unvergessliche Abende des jährlich stattfindenden Festes. Während die Karlsruher Hilfsorganisationen hier sonst im Hintergrund zum Sicherheitskonzept beitrugen, stellten sich diese erstmals auf einem gemeinsamen Stand vor und luden zum Mitmachen ein. Ein Erfahrungsbericht.

Noch haben die Pforten für den Festbesucher nicht geöffnet, als sich am Samstagmorgen, 21.7., ein Team der Karlsruher Hilfsorganisation an den Aufbau des Gemeinschaftsstandes macht, der zum diesjährigen Fest erstmalig Besucher zur Mitarbeit in den Rettungsorganisationen einlädt. 

Besorgt beobachtet Johanna von der Festorganisation den herannahenden 40-Meter-Kran der Berufsfeuerwehr (an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Herrn Bechthold von der Karlsruher Branddirektion für dessen Bereitstellung), der sich seinen Weg Richtung Gemeinschaftsstand bahnt, um dort für die nächsten zwei Tage wahlweise entweder das eigens für die Veranstaltung angefertigte Großformatbanner hochzuhalten oder als Anschlagpunkt für die Kistenstapelaktion der Bergwacht dient. Uli vom Stadtfeuerwehrverband strahlt gleichzeitig Ruhe und Zufriedenheit aus. Nur beim Konzept für den Gemeinschaftsstand müssten wir zukünftig schlechter werden, scherzt er: „Dreizehn Seiten einschließlich der für den am Kran befestigten Banner angefertigten Windlastberechnung liest doch keeener“. Zielstrebig bewegt sich nun der Kran auf die Bäume zu und schürt damit Johannas Angst um mögliche Schäden an Zweigen und der damit einhergehenden drakonisch hohen Strafgeldforderung seitens Gartenbauamtes, sollte auch nur ein Ast abbrechen und damit die weitere Zukunft des Festes finanziell infrage gestellt werden. Ulis Argumentation „ein etwaiger abgebrochener Zweig muss ja erst einmal gefunden werden“ zieht leider nicht wirklich. Markus Wiersch, Projektleiter vom Fest, winkt ab: „Nächstes Jahr läuft alles automatisch - stellt den Kran einfach an den Weg unterhalb des Standes“. Gesagt, getan. Improvisieren können wir. Inzwischen sind auch die mit Blaulicht ausgestatteten Motorräder des ASB Karlsruhe eingetroffen - Carsten Schmidt vom ASB beobachtet zufrieden das Treiben.

Mit der Öffnung des Geländes früh am späten Nachmittag für die Besucher öffnet sich gleichzeitig auch der Himmel: Es schüttet in Strömen - das ist zu jedem Fest eigentlich so. Jemand äußert die Idee, dieses in Dürreregionen zu verlagern, um entsprechende Bewässerungsmaßnahmen gezielt steuern zu können. Allerdings kann sich Sören von der DLRG mit dem weiteren Vorschlag, mit seinem Boot über die Wiese Richtung Hauptbühne zu fahren, nicht so recht anfreunden, da der Wasserstand noch zu niedrig sei. Während wir uns im Zelt unterstellen, sind einige hundert Meter weiter an der Hauptbühne die THW-Kollegen damit beschäftigt, dort den Wasserstand mit zahlreichen Pumpen abzusenken und einige Tonnen Sand zu verteilen. Gelangweilt hatten sich die Kollegen an den Tagen zuvor nicht - ihren Beitrag zum Sicherheitskonzept geleistet habend wurden Lichtmastfahrzeuge positioniert und die Ausleuchtung von Wegen vorbereitet. Das DRK hat gleich ein mobiles Krankenhaus auf dem Gelände errichtet, um die medizinische Versorgung der Festbesucher sicherzustellen. Zum Glück blieb auch dieses Fest mit über 200 000 Besuchern friedlich und verlief ohne nennenswerte Vorkommnisse.

Kaum hört der Regen auf, strömen Jung und Alt auf das Gelände. Auch unser Gemeinschaftsstand wird überrannt: Uwe von der Bergwacht vergibt gerade die Wartenummer 16 einer Familie zwecks Teilnahme am Kistenstapeln. Ich bewundere die Ausgeglichenheit, mit der Melanie von den Johannitern und Christoph von unserer THW-Jugend sich um die kleinen Gäste kümmern (kleine Kinder würden bereits nach wenigen Minuten an meinen Nervenenden baumeln): Während in der JUH-Hüpfburg sich die ganz Kleinen austoben, versuchen sich andere am THW-Nagelbalken. Bei den Wasserspielen der Jugendfeuerwehr macht ein Kid gerade die Erfahrung, dass unter Druck stehende D-Strahlrohre bei ihrem Entfernen zu schlechter Laune bei zuvor noch trockenen Müttern führen. 

Mit Kamera bewaffnet mich am Abend auf den Weg zur Hauptbühne zu Deichkind machend, stelle ich fest, dass das sonst übliche wohlwollende Desinteresse nicht-notleidender Menschen gegenüber Einsatzkräften plötzlich in absolute Euphorie umschwenkt, wenn diese als Fotograf im „Bühnengraben“ tätig werden und dabei auch das anwesende Publikum ablichten. Meine sonst innerhalb von zehn Jahren üblicherweise verteilte Menge an Visitenkarten muss ich binnen weniger Sekunden abgeben. Dem Fotografen von DasDing.de geht es nicht anders - nur hat er zuvor mit noch mehr Karten aufrüsten können:  Die „ich auch, ich auch“-Rufe nach einer solchen übertönen 120 000 Watt Musikleistung der Hauptbühne locker, während Deichkind ein leider geiles und unvergessliches Programm hinlegt. Der am Samstag restlos ausverkaufte Hügel mit 40 000 friedlich feiernden Menschen beeindruckt immer wieder von neuem. Trotz allem Gedränge keinerlei Aggressivität.

Während ich am Sonntagmorgen mich bereits gegen 8:30 Uhr auf dem Weg zum Festgelände machend der Gefahr einer Tageslichtvergiftung aussetze, habe ich auch schon E-Mail von Katharina K., einem gestern gewonnen Fan, erhalten. Katharina fragt, wo die Bilder zu sehen sind: liebe Katharina, hier sind die längst überfälligen Bilder und auf <link http: www.facebook.com thwkarlsruhe external-link-new-window external link in new>Facebook findest Du noch viele mehr. Bitte schaue an einem Dienstagabend bei uns vorbei - Du wolltest ja bei uns mitmachen! ;-) 

In diesem Sinne: bis (allerspätestens) zum nächsten <link http: www.dasfest.net external-link-new-window external link in new>Fest. Bis dahin <link http: www.helfenkannjeder.de external-link-new-window external link in new>warten wir auf Dich!