Hand in Hand: SSF- und THW-Helfer bei Einsatzübung

Vordringen zu Verschütteten

Comment nous pouvons continuer?

"Mise en service de ... ähm... Stromaggregat?"

Brandbekämpfung durch die Feuerwehr Rastatt

Schaumparty...

Höhenrettung

Besuch von den Nachbarn

Mit der Auftaktübung am Samstag, dem 4.9.10, arbeiteten das Technische Hilfswerk (THW) Karlsruhe und Rastatt mit den französischen Kollegen der SSF, Secouristes sans Frontières, (Retter ohne Grenzen) erstmals zusammen. Die Ortung von verschütteten Personen und ihre Befreiung aus Trümmern nach einem fiktiven Erdbeben-Schadenszenario war das Ziel der gemeinsamen Tagesübung, bei der auch die Rastatter Feuerwehr teilnahm.

Beide Organisationen arbeiten auf ehrenamtlicher Basis: Das THW als Hilfsorganisation des Bundes kann bereits auf eine lange Historie an Einsätzen in Erdbebenregionen zurückblicken. So auch die französischen Kollegen der seit 30 Jahren bestehenden Secouristes sans Frontières (SSF), welche in bisher 28 Einsätzen u. a. nach dem schweren Erdbeben auf Haiti verschüttete Menschen lebend aus Trümmern befreiten.

 „Statistisch gesehen liegt die Wahrscheinlichkeit, verschüttete Personen bei einem Erdbeben lebend zu befreien, nach fünf Tagen bei nur noch einem Prozent“, erklärt Michael Nowak, ehrenamtlicher Leiter des THW Rastatt. Und „gerade bei Einsätzen im Ausland, wo Rettungskräfte unterschiedlicher Nationen gemeinsam Hilfe leisten, ist zur Vermeidung des Zeitverlustes eine effektive Zusammenarbeit unabdingbar“, ergänzt Lars Daul vom THW Rastatt die Herausforderung an die Einsatzkräfte. Oft erschweren Sprachbarriere, unterschiedliche Ausstattung und Arbeitsweise der vor Ort tätigen Organisationen das notwendige Miteinander.

Ziel der Übung war daher die Koordination der Zusammenarbeit von Helfern aller Organisationen in gemischten Teams. Das zu bewältigende fiktive Schadenszenario: Nach einem Erdbeben sind Menschen verschüttet und müssen geortet und gerettet werden. Der Einbau verschiedener Störfaktoren, wie Brände, in das Übungsgeschehen erforderte zeitweise eine Neuorientierung der rund 110 Einsatzkräfte von Feuerwehr, SSF und THW auf dem als Übungsgelände dienenden Kieswerk der Fa. Sämann bei Rastatt.

„Das Auffinden der Verschütteten, die Kontaktaufnahme, das Vordringen und Befreien ist die klassische Vorgehensweise“, erläutert Jakobus von Geymüller, „Drehbuchautor“ der Übung: Neben der „biologischen“ Ortung durch Rettungshunde kamen auch akustische Spezialmessgeräte zum Einsatz, die selbst die geringsten Lebenszeichen von unter Trümmern verschütteter Personen erkennen. Die eingesetzten Rettungshunde der SSF haben eine zweijährige Ausbildung erhalten, die die Tiere befähigt, zu unterscheiden, ob der Verschüttete lebt oder bereits verstorben ist. „Bei Leichen darf der Hund nicht anschlagen“, erklärt der aus Lepin le Lac kommende Bruno Besson, Leiter der SSF und im Berufsleben Feuerwehrmann.

Besonders schwierig gestaltet sich das Befreien der Verschütteten: Während in zerstörten Gebäuden  Kriechgänge zur Menschenrettung mühsam vorangetrieben werden müssen, erschwerten bei der Übung „nur“ enge Betonröhren mit eingebrachten Hindernissen, wie Stahlträger, Fensterscheiben und Bauschutt ein Vordringen zu den Verletztendarstellern. „Platzangst dürfen die Helfer nicht haben, denn diese Kriechgänge sind auch im Realfall nicht breiter als 60 cm. Größere Gänge verursachen ein zusätzliches Risiko von Stabilitätsschwächung“, erklärt Steffen Prestenbach die äußerst beengten Übungsbedingungen. Die größte Angst der Helfer ist die, selber verschüttet zu werden. Oft muss bei Nachbeben daher die Arbeit abgebrochen oder an anderer Stelle neu begonnen werden - ein zeitaufwändiges und mühsames Unterfangen, weil schweres Gerät, wie Bagger, aufgrund des hohen Gewichtes labile Trümmerstrukturen weiter schwächen kann. Vorrangig ist immer noch die klassische und zeitraubende Handarbeit mit Eimer und Schaufel. Daneben verfügt das THW über spezielle Geräte, wie Betonkettensägen, hydraulische Rettungsscheren und Plasmaschneidgerät, mit denen Hindernisse unter beengten Bedingungen erschütterungsarm beseitigt werden können.

Im nächsten Jahr soll die Zusammenarbeit der Kräfte fortgeführt werden - die SSF hat das THW hierzu bereits nach Frankreich zur dortigen Übungsteilnahme eingeladen.

Im Karlsruher THW engagieren sich rund 120 Menschen. Neben zahlreichen Einsätzen in und rund um die Fächerstadt hatten die Karlsruher THW-Helfer nach dem schweren Erdbeben in Armenien Verschüttete befreit und waren zuletzt in Polen bei der Bekämpfung des Hochwassers tätig.  

Die in Frankreich organisierten Mitglieder der SSF treffen sich regelmäßig  an dreitägigen Übungsveranstaltungen und sind für eine Einsatzdauer von ca. zwei Wochen mit Hilfsgerät, Verpflegung und Zelten vorbereitet. In zwei Jahren streben die SSF-Kräfte den Erhalt der INSARAG External Classification (IEC)-Zertifizierung der Vereinten Nationen (UN) an. Hierin sind die von der UN definierten Richtlinien über die Struktur, technische Ausstattung und Anforderungen an Einsatzeinheiten, die für Einsätze mit Gebäudeschäden in städtischer Umgebung vorgesehen sind, zu erfüllen.